Der hohle Zahn
Wilhelm Busch
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Oftmalen bringt ein harter Brocken Des Mahles Freude sehr ins Stocken. |
So geht´s nun auch dem Friedrich Kracke; Er sitzt ganz krumm und hält die Backe. | |
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Um seine Ruhe ist´s getan; Er biß sich auf den hohlen Zahn. |
Nun sagt man zwar: es hilft der Rauch! Und Friedrich Kracke tut es auch. | |
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Allein schon treiben ihn die Nöten, |
Er taucht den Kopf mitsamt dem Übel In einen kalten Wasserkübel. | |
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Jedoch das Übel will nicht weichen, Auf andre Art will er´s erreichen. |
Umsonst! - Er schlägt, vom Schmerz bedrängt, Die Frau, die einzuheizen denkt. | |
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Auch zieht ein Pflaster hinterm Ohr Die Schmerzen leider nicht hervor. |
»Vielleicht« - so denkt er »wird das Schwitzen Möglicherweise etwas nützen.« | |
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Indes die Hitze wird zu groß, Er strampelt sich schon wieder los; |
Und zappelnd mit den Beinen, Hört man ihn bitter weinen. | |
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Jetzt sucht er unterm Bette Umsonst die Ruhestätte. |
Zuletzt fällt ihm der Doktor ein. Er klopft. - Der Doktor ruft: »Herein!« | |
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»Ei, guten Tag, mein lieber Kracke, Nehmt Platz! Was ist denn mit der Backe? |
Laßt sehn! Ja, ja! Das glaub´ ich wohl! Der ist ja in der Wurzel hohl!« | |
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Nun geht der Doktor still beiseit. Der Bauer ist nicht sehr erfreut. |
Und lächelnd kehrt der Doktor wieder, Dem Bauern fährt es durch die Glieder. | |
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Ach, wie erschrak er, als er da Den wohlbekannten Haken sah! |
Der Doktor, ruhig und besonnen, Hat schon bereits sein Werk begonnen. | |
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Und unbewußt nach oben Fühlt Kracke sich gehoben. |
Und rack - rack! - da haben wir den Zahn, Der so abscheulich weh getan! | |
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Mit Staunen und voll Heiterkeit Sieht Kracke sich vom Schmerz befreit. |
Der Doktor, würdig, wie er war, Nimmt in Empfang sein Honorar. | |
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Und Friedrich Kracke setzt sich wieder Vergnügt zum Abendessen nieder. |
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